Alte Eltern: Wenn die Technik für sie zum Feind wird
Vera kaufte ihrer 83- jährigen Fahrradfahrenden Mutter ein Handy, damit sie bei einem Sturz schnell Hilfe holen könne. Es handelt sich um ein Seniorenhandy mit wenigen Funktionen, besonders großen Tasten und einer Notruftaste, die mit einem roten Herz gekennzeichnet ist. Drei Monate lang erklärte Vera ihrer Mutter die Benutzung des Handys und diese machte sich sogar Notizen zu den Erläuterungen.
Tatsächlich stellte die gedachte Erleichterung für Veras Mutter aber eine furchtbare Last dar
Mehrmals aktivierte sie versehentlich die Notruftaste, drückte mit solcher Kraft auf die entsprechenden Funktionen, dass sich das Handy ausstellte und sie die winzige Ein- und Austaste nicht wiederfand. Aber vor allem die Taste zum Lauterstellen im Griffbereich sorgte dafür, dass sie bei jeder Nutzung den Ton ausstellte und kein Klingeln mehr hörte. Nach drei Monaten gab Vera ihre Bemühungen auf, ihre Mutter geht ihrem Hobby nun weiterhin nach und Vera hofft einfach darauf, dass sie nie hilflos auf irgendeinem Fahrradweg liegen wird.
Gerade das Handy stellen alte Menschen wiederholt aus, um „Strom“ zu sparen.
Danach aber sind sie mit dem Neustart überfordert. Oder sie haben das Gerät im Notfall nicht parat. Auch werden Handys oft verlegt und obwohl die Kinder die Nummer bei den Eltern im Festnetztelefon eingespeichert haben, damit es leicht gefunden werden kann, nutzen Eltern diese Möglichkeit meist nicht, weil sie die gespeicherte Nummer nicht aktivieren können.
Viele Kinder möchten ihren Eltern das Leben erleichtern und schenken ihnen technische Verbesserungen:
Wie den neuen großen Fernseher, der für sehschwache Menschen aus Sicht der Kinder nur Vorteile bringt. Eltern bekommen PCs, Laptops, neue Festnetztelefone oder Smartphones, die ihnen einen Zugang zu sozialen Medien und damit eine Möglichkeit bieten, an der Kommunikation ihrer Kinder und Enkel teilzuhaben.
Was wir als leicht und benutzerfreundlich bewerten, kann für unsere Eltern allerdings zum unbezwingbaren Feind werden
Erfahren Sie mehr in meinem Buch: „Wenn die Eltern plötzlich alt sind“