Alte Menschen sind weise und alterstarrsinnig
Der alte Mensch: Fordernd, rücksichtslos und Ich-Bezogen?
Im gesellschaftlichen Bild scheinen diese Eigenschaften praktisch zum Alterungsprozess dazuzugehören. Viele Kinder glauben, dass ihre Eltern – wie eben alle alten Menschen – mit zunehmenden Alter schwierig werden: verbohrt, zänkisch und rechthaberisch. Vorhandene problematische Charakterzüge – wie beispielsweise Geiz – werden einfach nur verstärkt. Dass aufgeschlossene Menschen auch im Alter tolerant bleiben und engstirnige Charaktere sich weiterhin kleinkariert verhalten, ist eine unhaltbare Stereotype, wie in einer Studie des Wissenschaftsrats im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung festgestellt werden konnte: Dabei wurden rund 23 000 Menschen auf Veränderungen in ihrer Persönlichkeit untersucht. Das Ergebnis: Um das 30. Lebensjahr finden gravierende Persönlichkeitsveränderungen statt, die jedoch erstaunlicherweise realiv gut prognostiziert werden können. Im mittleren Lebensalter hingegen finden kaum Veränderungen statt.
Um das 70 igste Lebensjahr durchleben viele Menschen noch einmal eine Charakterveränderung mit ganz neuen Persönlichkeitszügen.
Denn „anders als bei jungen Erwachsenen folgen die Persönlichkeitsveränderungen bei den Senioren keinem typischen Reifungsmuster“, so die Studienautoren. Die Persönlichkeit kann sich also noch einmal in alle möglichen Richtungen verändern. Manche älteren Menschen leben weniger kontrolliert und werden impulsiver oder sie gewinnen an Selbstwertgefühl und innerer Ruhe. Bei anderen ist das Gegenteil zu beobachten: Sie entwickeln sich erst spät zu überkontrollierten Menschen mit starren Abläufen und Regeln. Die Ursachen für die Persönlichkeitsveränderungen im Alter kennen die Forscher noch nicht und erstaunlicherweise spielen so naheliegende Gründe wie körperliche Einschränkungen, Großelternschaft oder Renteneintritt überhaupt keine Rolle.
Den vielzitierten Altersstarrsinn gibt es nicht und sparsame Menschen werden im Alter nicht zwangsläufig geizig