Weihnachten mit unseren alten Eltern
Weihnachtsrituale sind eng an die Familie gebunden, sie fördern den Zusammenhalt und lassen alle für ein paar Stunden näher zusammenrücken. Viele Familien sind stolz auf ihre Traditionen und Eigenarten. Das familiäre Highlight des Jahres ist unter Umständen die einzige Gelegenheit zusammenzukommen. Häufig ist das Elternhaus der Ort des Geschehens und seit Jahrzehnten werden dieselben Traditionen und Abläufe zelebriert: Jedes Jahr gibt es Kartoffelsalat, der Baum wird mit Lametta und Kugeln der Großmutter geschmückt, um 18 Uhr ertönt die Weihnachtsmusik und nach dem Essen spielen alle Mau-Mau. Selbst die Geschenke ähneln sich.
Wenn es unseren Eltern im Alter nicht mehr gelingt, das Weihnachtsfest wie gewohnt auszurichten, springen viele Kinder ein
Sie geben alles, um für ihre Eltern die vertrauten Abläufe, Gewohnheiten und Rituale weiterhin aufrechtzuerhalten. Nun übernehmen sie deren Aufgaben und ermöglichen damit die Stabilität des Status Quo. Eigentlich eine absurde Situation, denn die Abläufe im Elternhaus haben unter Umstanden nichts mit unserer Art gemein, Weihnachten zu feiern: wenn Kinder beispielsweise die Herstellung des Sauerbratens übernehmen, der ihnen noch nie geschmeckt hat, oder den elterlichen Weihnachtsbaum mit Strohsternen und roten Äpfeln schmücken, die sie immer schon scheußlich fanden. Oder wenn wir unseren Eltern Geschenke zukommen lassen, die wir uns selbst gekauft und eingepackt haben, damit sie uns heimlich einen Geldschein in die Hand drücken und uns Heiligabend stolz unsere Päckchen übergeben, scheint die Szene einer Comedysendung zu entstammen. Wir freuen uns dann über unseren gelungenen Kauf, nehmen die Schätze und transportieren sie wieder in unser Zuhause.
Zu Weihnachten strengen wir uns besonders an, um die Traditionen der Eltern weiter aufrechtzuerhalten.
Das ist ein zweischneidiges Schwert, denn:
- wir manifestieren die alte Rollenverteilung….
Lesen Sie weiter auf Seite 52 Kapitel II „Kinder alter Eltern: So geht’s uns wirklich“